Lehrer Dämmerung Christoph Türcke

Christoph TÜRCKE
Lehrerdämmerung – Was die neue Lernkultur in den Schulen anrichtet
Kein Gleichschritt mehr
Die Wirtschaft hat sich grundlegend geändert. Gab es früher eine Trennung von Wohnort und Arbeitsort und eine Trennung von Arbeitenden und Arbeitsmittel (19.Jh) so erfolgt im 21. Jh durch die Digitalisierung wieder eine Zusammenführung, vgl dazu neue Selbstständigkeit. Die Arbeiten werden dereguliert und es findet immer weniger Arbeit im Gleichschritt statt.
In der Schule nimmt Türcke eine ähnliche Entwicklung wahr. Aufhebung der geschlossenen Lernräume, starke Individualisierung des Unterrichts, … Die Rolle des Lehrers verkommt immer mehr zum Lernbegleiter.

Kompetenzwahn
Die Kompetenzmodelle und Beschreibungen sind äußerst komplex und arbeitsintensiv. Wichtige bereiche der Schule (zB Kreativität) können durch keine Kompetenzmodelle erfasst werden.
Die Kompetenzmodelle stehen für sich und klammern Lerninhalte aus
Kompetenzen und Kompetenzergebnisse dienen vor allem der Finanzierungssteuerung von Bildung
„In allen Bildungsstandards drängen die soft skills noch vorne. Hard Sklills wie Kopfrechnen, Rechtschreibung werden widerwillig mitgeschleppt“ S. 46

Inklusionswahn
Industrie im 19 Jh Ausbeutung, im 20 Jh. Ausgrenzung
Die Inklusionsbewegung tritt in die Fußstampfen der gesellschaftskritischen Pädagogik, Schule als diskriminierungsfreier Raum.
These: Inklusion ist ein neoliberales Projekt, kein sozialkritisches oder linkes (S. 45)
Ziel: Unterricht für alle samt individueller Förderung für jeden einzelnen. S. 80
Das moderne Bild des Lehrers ist, dass er sich nicht mehr in den Mittelpunkt stellt, es gehe um selbstständige Lernaktivitäten, der Lehrer als Helfer, Berater und Gutachter.

Rückbesinnung auf den Lehrer
Der Lehrer verliert im modernen System an Bedeutung. Das führt Türcke auf Rousseau: „Alles ist Gur, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt, alles entartet unter den Händen des Menschen“
Die Eltern sind die ersten Lehrer, die dem etwas „zeigen“ – Eltern sind hervorhebend tätig. Sie übertragen aber ihre Tätigkeit später dem Lehrer, weil sie dem Kind zu nahe sind.
Begeisterung für Sachinhalte im Grundschulalter ist im Grundschulalter noch weitgehend übertragene Liebe zur Person. S. 105
Ideale Gruppengröße 5 – 15 Schüler
Kreativität ist keine eigene Kompetenz – sie entwickelt sich aus der Auseinandersetzung mit Inhalten.
Türcke: Schüler brauchen „gemeinsame Jetztzeiten“ S. 127
Neue Unterrichtsformen setzen an Stelle des Lehrers das Diktat des Arbeitsblattes, ein anonymer Sachzwang, Unterricht wird zum deregulierten Arbeitsblätterplenum. Arbeitsblätter sind steril, die Lernbegleiter werden es ebenfalls, es fehlt die Beziehung.
Haltung
Lob darf nicht zum Patentrezept mutieren, es wird dann zum Verstärker im behavioristischen Sinn. 2 Auswirkungen:
• Lob wird inflationär und nicht mehr wirksam
• Lob wird Anrecht und jeder Tadel ist ein Problem
Ausweg „aufmerksame Zuwendung“ – ist eine Lehrerhaltung (vgl. Funke)
Kompetenzen nehmen den Lernstoff nicht ernst – Lernstoff dient nur mehr als Schmiermittel des Kompetenzerwerbes.
Bildung
Bildung soll auf Kompetenzen und Haltung auf Verhalten reduziert werden. Lernen lernen geht nicht. Das Ziel ist die Eliminierung vin Emotionen und Liebe zum Stoff.
„Wo die neoliberale Propaganda es fordert, intendiert sie faktisch etwas anderes: Die Bereitschaft, sich auf Knopfdruck oder Befehl von jedem Lernstoff sofort zu lösen und sich auf einen anderen umzustellen“ S. 147
Das Eigentliche des Lehrers, das Zeigen, geht verloren und damit naht die Lehrer Dämmerung.
T. W. Adorno „Zustand in dem der Mensch ohne Angst verschiedenen sein kann“ (vgl. Minima Moralia

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